Unabhängiger Journalismus in der Diözese Rottenburg-Stuttgart
K-Punkt-Rottenburg
Youtube-Videos zum Thema Missbrauch und Aufarbeitung
Die Frauenfrage: Maria 1.0 oder Maria 2.0?
„Die Rottenburger Beweinung“
Mittwoch, 24. Mai 2023  "Völlig außerhalb kirchlicher Strukturen"  und nur Betroffenen verpflichtet  Wie das Bistum Münster den Missbrauch aufarbeitet  Man denkt beim ersten Hinschauen: Es wird Zeit, dass auch das Bistum Münster mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals beginnt. Dazu sei bemerkt, dass sich die Arbeit der neu vorgestellten Kommission anschließt an ein Gutachten, das im Juni 2022 vorgelegt wurde. Das Forschungsteam um die Historiker Thomas Großbölting und Klaus Große Kracht hatten den Missbrauch aus der Sichtweise ihrer Disziplin, also der historischen, erstellt. Das Ergebnis, wenig überraschend, hatte festgestellt, dass die Bischöfe Keller, Höffner, Tenhumberg und Lettmann beschuldigte Geistliche geschützt und damit weitere Taten ermöglicht hatten. Freitag, 26. Mai 2023  Vermutlich ist der „point-of-no-return“ schon erreicht Die Katholische Kirche hat immer noch nicht begriffen,  worum es eigentlich geht  Es hätte so schön werden können, nach dem Sommer 1870. Endlich war Papst Pius IX. mit dem Jurisdiktionsprimat ausgestattet und unfehlbar bei endgültigen Entscheidungen in allen Glaubens- und Sittenfragen. Die Katholische Kirche hatte den Gipfel aller Möglichkeiten erreicht, denn wer könnte einem Papst künftig widersprechen.   Und trotzdem, so manches Lehrschreiben (auch Pius IX.) wurde zum Leerschreiben, weil sich die Zeiten veränderten und viele Theologen bemüht werden mussten, Äußerungen abzuschwächen, neu zu interpretieren. Wer die Deutungsentwicklung des Syllabus Errorum aus dem Jahr 1864 verfolgt, kann über die Kurzlebigkeit nur staunen. Zu der Zeit war der Papst auch noch nicht unfehlbar, mag man mit Augenzwinkern einwerfen. Dienstag, 30. Mai 2023  „Ketzerin“, „Hexe und Zauberin, Wahrsagerin und falsche Prophetin“ Jeanne d’Arc wird auf dem Scheiterhaufen verbrannt  Sie war gerade mal 19 Jahre, die Jungfrau von Orleans, wie Jeanne d’Arc auch bezeichnet wurde, als sie auf dem Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Während des Hundertjährigen Krieges verhalf sie dem späteren französischen König Karl VII. zu einem Sieg über Engländer und Burgunder, anschließend geleitete sie Karl zu seiner Königssalbung nach Reims.
Mittwoch, 31. Mai 2023 Die Frauenfrage (1) Maria 1.0 oder Maria 2.0? In vielen Katholischen Kirchen liegen Bücher aus, in die Menschen, die die Kirche besuchen, ihre Bitte und Gebete schreiben können. Oft sind es Dankgebete für die Wiedererlangung von Gesundheit, Gebete für den guten Ausgang einer Operation oder eines Bewerbungsgesprächs oder Gebete für die Eltern, Großeltern, Kinder oder Enkel. In einem solchen Buch war Folgendes zu lesen: „Es ist nicht die Aufgabe der katholischen Kirche, für Leid zu sorgen. Werde ich, Jahrgang 1966, das Ende des klerikalen Patriarchats noch erleben und die Ordination der Frau? Männer, Klerus, setzt euch in die letzte Kirchenbank, schweigt und hört endlich (den Frauen) zu.“ Dieser Appell war einer anderen Schreiberin offensichtlich aufgefallen. Sie hatte so geantwortet: „Wer das auch immer geschrieben hat, hat unrecht. Die katholische Kirche sorgt nicht für Leid, diese Kirche hat Jesus Christus gegründet, nicht Deutschland, nicht die Welt. Wer so über diese Kirche denkt, hat große Probleme mit sich selbst, die wo ganz anderster liegen, prüfen sie sich daher selbst. Wir Frauen haben doch das größte Priesterliche Amt, Mutter zu sein und so viele Möglichkeiten in Sozialberufen sich zu etablieren. Sie müssen ja wirklich große Komplexe haben.“ Hier prallen scheinbar unversöhnliche Positionen aufeinander. Sie an Maria 1.0 (www.mariaeinspunktnull.de) und Maria 2.0 (www.mariazweipunktnull.de) festzumachen, mag vereinfachend zu sein. Allerdings werden in den jeweiligen Gruppen neben anderen genau diese Argumente gebraucht. Dort die dringende Aufforderung, Ämter für Frauen zu öffnen und den patriarchalen Klerikalismus zu überwinden, hier die Rückbesinnung auf eine Fraulichkeit, die eng mit dem Muttersein verbunden sind. Dort der Hinweis auf das Leid, das Frauen im Namen der Kirche angetan wurde und wird, hier der Verweis auf die Stiftung durch den Gottessohn selbst. In der „Beweinung Christi“, die im Rottenburger Dom zu sehen ist, sind vier Menschen dargestellt: der tote Jesus, der gezeichnet mit den Wundmalen die drei Lebenden in der Horizontale verbindet, Johannes, nachdenklich, die Finger ineinander verschlungen, Maria, die Mutter, die Hände gefaltet wie die „Betenden Hände“ von Dürer aus dem Jahr 1508 und schließlich Maria Magdalena, mit ihrer Haube ebenfalls an ein Bild Dürers erinnernd (Elsbeth Tucher aus dem Jahr 1499, bis 1992 auf dem 20-DM-Geldschein zu sehen). Maria Magdalena ist dem Verstorbenen am meisten zugewandt. Sie hält mit ihrer rechten Hand die rechte Hand des Verstorbenen und scheint ihn mit ihrer Linken zärtlich zu berühren. Ist in diesen beiden Figuren schon der Zwist zwischen Maria 1.0 und Maria 2.0 zu spüren? Maria, die Mutter, hat mit der Entwicklung der Kirche einen riesigen „Karrierresprung“ absolviert. Von der (scheinbaren) Ablehnung durch Jesus (Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter) bis hin zu einer Parallelität von Mutter und Sohn in der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Anders die Geschichte der Maria Magdalena. Die vier Evangelisten bezeugen sie als die Erste, die Jesus nach seiner Auferstehung gesehen hat, Paulus schließt sich dem nicht an. Als Frau in der frühen Kirche immer weiter hinausgedrängt (Paulus erwähnt sie überhaupt nicht), wird sie, wie ein Beitrag im ORF titelt, „Opfer des Patriarchat“ und als geläuterte Hure zur erotischen Gegenspielerin der keuschen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Auch die Gruppe im Rottenburger Dom greift dies auf: Die Mutter hochgeschlossen gekleidet wie eine Nonne, Maria von Magdala als Bürgerliche, die mit der Haube den Zeitgeschmack (etwa 1525) widerspiegelt und ihren Hals nicht bedeckt hält. Das kontemplative Leben und das zupackende Gestalten der Möglichkeiten der Zeit waren das für den Künstler der „Rottenburger Beweinung“ (so nennt sie der ehemalige Diözesankonservator und Leiter des Rottenburger Diözesanmuseums Prof. Wolfgang Urban) Gegensätze oder zwei Facetten von Frausein? Der Künstler kann keine Antwort mehr geben.
Unabhängiger Journalismus in der Diözese Rottenburg-Stuttgart
K-Punkt
Rottenburg
„Kein begründeter Verdacht wird vertuscht, und jeder Täter wurde und wird zur Rechenschaft gezogen, bestraft, aus der Pastoral herausgenommen und vom Dienst suspendiert.“, sagte Bischof Fürst 2018.
Redaktion
Mittwoch, 24. Mai 2023  "Völlig außerhalb kirchlicher Strukturen"  und nur Betroffenen verpflichtet  Wie das Bistum Münster den Missbrauch aufarbeitet  Man denkt beim ersten Hinschauen: Es wird Zeit, dass auch das Bistum Münster mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals beginnt. Dazu sei bemerkt, dass sich die Arbeit der neu vorgestellten Kommission anschließt an ein Gutachten, das im Juni 2022 vorgelegt wurde. Das Forschungsteam um die Historiker Thomas Großbölting und Klaus Große Kracht hatten den Missbrauch aus der Sichtweise ihrer Disziplin, also der historischen, erstellt. Das Ergebnis, wenig überraschend, hatte festgestellt, dass die Bischöfe Keller, Höffner, Tenhumberg und Lettmann beschuldigte Geistliche geschützt und damit weitere Taten ermöglicht hatten.
Freitag, 26. Mai 2023  Vermutlich ist der „point-of-no-return“ schon erreicht Die Katholische Kirche hat immer noch nicht begriffen,  worum es eigentlich geht  Es hätte so schön werden können, nach dem Sommer 1870. Endlich war Papst Pius IX. mit dem Jurisdiktionsprimat ausgestattet und unfehlbar bei endgültigen Entscheidungen in allen Glaubens- und Sittenfragen. Die Katholische Kirche hatte den Gipfel aller Möglichkeiten erreicht, denn wer könnte einem Papst künftig widersprechen.   Und trotzdem, so manches Lehrschreiben (auch Pius IX.) wurde zum Leerschreiben, weil sich die Zeiten veränderten und viele Theologen bemüht werden mussten, Äußerungen abzuschwächen, neu zu interpretieren. Wer die Deutungsentwicklung des Syllabus Errorum aus dem Jahr 1864 verfolgt, kann über die Kurzlebigkeit nur staunen. Zu der Zeit war der Papst auch noch nicht unfehlbar, mag man mit Augenzwinkern einwerfen.
Dienstag, 30. Mai 2023  „Ketzerin“, „Hexe und Zauberin, Wahrsagerin und falsche Prophetin“ Jeanne d’Arc wird auf dem Scheiterhaufen verbrannt  Sie war gerade mal 19 Jahre, die Jungfrau von Orleans, wie Jeanne d’Arc auch bezeichnet wurde, als sie auf dem Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Während des Hundertjährigen Krieges verhalf sie dem späteren französischen König Karl VII. zu einem Sieg über Engländer und Burgunder, anschließend geleitete sie Karl zu seiner Königssalbung nach Reims.
Mittwoch, 31. Mai 2023 Die Frauenfrage (1) Maria 1.0 oder Maria 2.0? I n vielen Katholischen Kirchen liegen Bücher aus, in die Menschen, die die Kirche besuchen, ihre Bitte und Gebete schreiben können. Oft sind es Dankgebete für die Wiedererlangung von Gesundheit, Gebete für den guten Ausgang einer Operation oder eines Bewerbungsgesprächs oder Gebete für die Eltern, Großeltern, Kinder oder Enkel. In einem solchen Buch war Folgendes zu lesen: „Es ist nicht die Aufgabe der katholischen Kirche, für Leid zu sorgen. Werde ich, Jahrgang 1966, das Ende des klerikalen Patriarchats noch erleben und die Ordination der Frau? Männer, Klerus, setzt euch in die letzte Kirchenbank, schweigt und hört endlich (den Frauen) zu.“ Dieser Appell war einer anderen Schreiberin offensichtlich aufgefallen. Sie hatte so geantwortet: „Wer das auch immer geschrieben hat, hat unrecht. Die katholische Kirche sorgt nicht für Leid, diese Kirche hat Jesus Christus gegründet, nicht Deutschland, nicht die Welt. Wer so über diese Kirche denkt, hat große Probleme mit sich selbst, die wo ganz anderster liegen, prüfen sie sich daher selbst. Wir Frauen haben doch das größte Priesterliche Amt, Mutter zu sein und so viele Möglichkeiten in Sozialberufen sich zu etablieren. Sie müssen ja wirklich große Komplexe haben.“ Hier prallen scheinbar unversöhnliche Positionen aufeinander. Sie an Maria 1.0 (www.mariaeinspunktnull.de) und Maria 2.0 (www.mariazweipunktnull.de) festzumachen, mag vereinfachend zu sein. Allerdings werden in den jeweiligen Gruppen neben anderen genau diese Argumente gebraucht. Dort die dringende Aufforderung, Ämter für Frauen zu öffnen und den patriarchalen Klerikalismus zu überwinden, hier die Rückbesinnung auf eine Fraulichkeit, die eng mit dem Muttersein verbunden sind. Dort der Hinweis auf das Leid, das Frauen im Namen der Kirche angetan wurde und wird, hier der Verweis auf die Stiftung durch den Gottessohn selbst. In der „Beweinung Christi“, die im Rottenburger Dom zu sehen ist, sind vier Menschen dargestellt: der tote Jesus, der gezeichnet mit den Wundmalen die drei Lebenden in der Horizontale verbindet, Johannes, nachdenklich, die Finger ineinander verschlungen, Maria, die Mutter, die Hände gefaltet wie die „Betenden Hände“ von Dürer aus dem Jahr 1508 und schließlich Maria Magdalena, mit ihrer Haube ebenfalls an ein Bild Dürers erinnernd (Elsbeth Tucher aus dem Jahr 1499, bis 1992 auf dem 20-DM- Geldschein zu sehen). Maria Magdalena ist dem Verstorbenen am meisten zugewandt. Sie hält mit ihrer rechten Hand die rechte Hand des Verstorbenen und scheint ihn mit ihrer Linken zärtlich zu berühren. Ist in diesen beiden Figuren schon der Zwist zwischen Maria 1.0 und Maria 2.0 zu spüren? Maria, die Mutter, hat mit der Entwicklung der Kirche einen riesigen „Karrierresprung“ absolviert. Von der (scheinbaren) Ablehnung durch Jesus (Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter) bis hin zu einer Parallelität von Mutter und Sohn in der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Anders die Geschichte der Maria Magdalena. Die vier Evangelisten bezeugen sie als die Erste, die Jesus nach seiner Auferstehung gesehen hat, Paulus schließt sich dem nicht an. Als Frau in der frühen Kirche immer weiter hinausgedrängt (Paulus erwähnt sie überhaupt nicht), wird sie, wie ein Beitrag im ORF titelt, „Opfer des Patriarchat“ und als geläuterte Hure zur erotischen Gegenspielerin der keuschen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Auch die Gruppe im Rottenburger Dom greift dies auf: Die Mutter hochgeschlossen gekleidet wie eine Nonne, Maria von Magdala als Bürgerliche, die mit der Haube den Zeitgeschmack (etwa 1525) widerspiegelt und ihren Hals nicht bedeckt hält. Das kontemplative Leben und das zupackende Gestalten der Möglichkeiten der Zeit waren das für den Künstler der „Rottenburger Beweinung“ (so nennt sie der ehemalige Diözesankonservator und Leiter des Rottenburger Diözesanmuseums Prof. Wolfgang Urban) Gegensätze oder zwei Facetten von Frausein? Der Künstler kann keine Antwort mehr geben.
Die Frauenfrage: Maria 1.0 oder Maria 2.0?
„Die Rottenburger Beweinung“