Unabhängiger Journalismus in der Diözese Rottenburg-Stuttgart
K-Punkt
„Kein
begründeter
Verdacht
wird
vertuscht,
und
jeder
Täter
wurde
und
wird
zur
Rechenschaft
gezogen,
bestraft,
aus
der
Pastoral
herausgenommen
und
vom
Dienst suspendiert.“, sagte Bischof Fürst 2018.
Redaktion
Mittwoch, 31. Mai 2023
Die Frauenfrage (1)
Maria 1.0 oder Maria 2.0?
I
n
vielen
Katholischen
Kirchen
liegen
Bücher
aus,
in
die
Menschen,
die
die
Kirche
besuchen,
ihre
Bitte
und
Gebete
schreiben
können.
Oft
sind
es
Dankgebete
für
die
Wiedererlangung
von
Gesundheit,
Gebete
für
den
guten
Ausgang
einer
Operation
oder
eines
Bewerbungsgesprächs
oder Gebete für die Eltern, Großeltern, Kinder oder Enkel.
In
einem
solchen
Buch
war
Folgendes
zu
lesen:
„Es
ist
nicht
die
Aufgabe
der
katholischen
Kirche,
für
Leid
zu
sorgen.
Werde
ich,
Jahrgang
1966,
das
Ende
des
klerikalen
Patriarchats
noch
erleben
und
die
Ordination
der
Frau?
Männer,
Klerus,
setzt
euch
in
die
letzte
Kirchenbank,
schweigt und hört endlich (den Frauen) zu.“
Dieser
Appell
war
einer
anderen
Schreiberin
offensichtlich
aufgefallen.
Sie
hatte
so
geantwortet:
„Wer
das
auch
immer
geschrieben
hat,
hat
unrecht.
Die
katholische
Kirche
sorgt
nicht
für
Leid,
diese
Kirche
hat
Jesus
Christus
gegründet,
nicht
Deutschland,
nicht
die
Welt.
Wer
so
über
diese
Kirche
denkt,
hat
große
Probleme
mit
sich
selbst,
die
wo
ganz
anderster
liegen,
prüfen
sie
sich
daher
selbst.
Wir
Frauen
haben
doch
das
größte
Priesterliche
Amt,
Mutter
zu
sein
und
so
viele
Möglichkeiten
in
Sozialberufen
sich
zu
etablieren. Sie müssen ja wirklich große Komplexe haben.“
Hier
prallen
scheinbar
unversöhnliche
Positionen
aufeinander.
Sie
an
Maria
1.0
(www.mariaeinspunktnull.de)
und
Maria
2.0
(www.mariazweipunktnull.de)
festzumachen,
mag
vereinfachend
zu
sein.
Allerdings
werden
in
den
jeweiligen Gruppen neben anderen genau diese Argumente
gebraucht.
Dort
die
dringende
Aufforderung,
Ämter
für
Frauen
zu
öffnen
und
den
patriarchalen
Klerikalismus
zu
überwinden,
hier
die
Rückbesinnung
auf
eine
Fraulichkeit,
die
eng
mit
dem
Muttersein
verbunden
sind.
Dort
der
Hinweis
auf
das
Leid,
das
Frauen
im
Namen
der
Kirche
angetan
wurde
und
wird,
hier
der
Verweis
auf
die
Stiftung
durch den Gottessohn selbst.
In
der
„Beweinung
Christi“,
die
im
Rottenburger
Dom
zu
sehen
ist,
sind
vier
Menschen
dargestellt:
der
tote
Jesus,
der
gezeichnet
mit
den
Wundmalen
die
drei
Lebenden
in
der
Horizontale
verbindet,
Johannes,
nachdenklich,
die
Finger
ineinander
verschlungen,
Maria,
die
Mutter,
die
Hände
gefaltet
wie
die
„Betenden
Hände“
von
Dürer
aus
dem
Jahr
1508
und
schließlich
Maria
Magdalena,
mit
ihrer
Haube
ebenfalls
an
ein
Bild
Dürers
erinnernd
(Elsbeth
Tucher
aus
dem
Jahr
1499,
bis
1992
auf
dem
20-DM-
Geldschein zu sehen).
Maria
Magdalena
ist
dem
Verstorbenen
am
meisten
zugewandt.
Sie
hält
mit
ihrer
rechten
Hand
die
rechte
Hand
des
Verstorbenen
und
scheint
ihn
mit
ihrer
Linken
zärtlich
zu
berühren.
Ist
in
diesen
beiden
Figuren
schon
der
Zwist
zwischen
Maria
1.0
und
Maria
2.0
zu
spüren?
Maria,
die
Mutter,
hat
mit
der
Entwicklung
der
Kirche
einen
riesigen
„Karrierresprung“
absolviert.
Von
der
(scheinbaren)
Ablehnung
durch
Jesus
(Wer
den
Willen
Gottes
erfüllt,
der
ist
für
mich
Bruder
und
Schwester
und
Mutter)
bis
hin
zu
einer
Parallelität
von
Mutter
und
Sohn
in
der
leiblichen
Aufnahme Mariens in den Himmel.
Anders
die
Geschichte
der
Maria
Magdalena.
Die
vier
Evangelisten
bezeugen
sie
als
die
Erste,
die
Jesus
nach
seiner
Auferstehung
gesehen
hat,
Paulus
schließt
sich
dem
nicht
an.
Als
Frau
in
der
frühen
Kirche
immer
weiter
hinausgedrängt
(Paulus
erwähnt
sie
überhaupt
nicht),
wird
sie,
wie
ein
Beitrag
im
ORF
titelt,
„Opfer
des
Patriarchat“
und
als
geläuterte
Hure
zur
erotischen
Gegenspielerin
der
keuschen Jungfrau und Gottesmutter Maria.
Auch
die
Gruppe
im
Rottenburger
Dom
greift
dies
auf:
Die
Mutter
hochgeschlossen
gekleidet
wie
eine
Nonne,
Maria
von
Magdala
als
Bürgerliche,
die
mit
der
Haube
den
Zeitgeschmack
(etwa
1525)
widerspiegelt
und
ihren
Hals
nicht
bedeckt
hält.
Das
kontemplative
Leben
und
das
zupackende
Gestalten
der
Möglichkeiten
der
Zeit
–
waren
das
für
den
Künstler
der
„Rottenburger
Beweinung“
(so
nennt
sie
der
ehemalige
Diözesankonservator
und
Leiter
des
Rottenburger
Diözesanmuseums
Prof.
Wolfgang
Urban) Gegensätze oder zwei Facetten von Frausein?
Der Künstler kann keine Antwort mehr geben.
Die Frauenfrage: Maria 1.0 oder Maria 2.0?
„Die Rottenburger Beweinung“